Noch bis Ende August können Sie diese wunderschöne Ausstellung sehen:
PUPPENWELTEN
„Vom Biedermeier bis zum Jugendstil“
KULTURSTIFTUNG SCHLOSS BRITZ
Alt - Britz 73, 12359 Berlin
Vom 28. März bis zum 30. August 2015 präsentiert die
Kulturstiftung Schloss Britz
aus der Sammlung von Anne Kamratowski eine historische
Puppenausstellung von ganz besonderer Qualität. Noch nie wurde diese
sehr umfangreiche Kollektion der Öffentlichkeit in einer Ausstellung
präsentiert. Die Exponate zeichnen auf anschauliche und unterhaltsame
Weise die Lebenswelten im 19. Jahrhundert nach.
Mit einer eindrucksvollen Zeitreise en miniature werden alte
Kindheitsträume wieder lebendig. 100 Jahre Alltags-, Zeit- und
Stilgeschichte ziehen am Betrachter vorüber. Puppenhäuser und Vitrinen
bieten den Blick auf Wohnverhältnisse, Wohnkultur, bürgerliche Normen
und Werte längst vergangener Zeiten und erzählen die Geschichte der
Spielzeugindustrie.
Puppen sind seit der Frühzeit der Menschheit in allen Kulturen in den
unterschiedlichsten Materialien und Formen anzutreffen. Im 15.
Jahrhundert gewinnt die gewerbliche Herstellung durch die Dockenmacher
an Bedeutung. Die ersten Holz-„Docken“ aus einem Stück haben zwar
menschenähnliche Körperformen, sind aber ohne Arme und ohne Bemalung. Im
Laufe der Zeit wird die Puppe aufwändiger gestaltet und bekommt mehr
Ausstattung: Puppenkleidchen, modische Accessoires, Puppenhäuser und
-stuben.
In der Ausstellung finden sich Puppen aus feinem Porzellan mit
liebevoll gemalten Gesichtern und gestalteten Frisuren, Puppen mit
Laufmechanismus, Charakterpuppen, Papiermachépuppen und Puppenstuben von
der Küche und dem Kaufmannsladen bis zum herrschaftlichen Salon,
ausgestattet mit zahlreichen winzigen Details, die das Mädchen der
damaligen Zeit auf seine Frauenrolle vorbereiten sollte.
Die Puppe als Abbild der Erwachsenen fungiert im Laufe der
Jahrhunderten zunächst als Prestigeobjekt, dann als „Modeträger“, bis
sie sich am Ende um 1900 als
Babypuppe mit den sogenannten
Charakterpuppen als neuer Typ durchsetzt. Jede Puppengeneration ist mit
ihrer Frisur, Garderobe, Körperform und Gesichtsbemalung ein Spiegelbild
der vorherrschenden Mode. Im 18. Jahrhundert gibt es zwischen den
Haupstädten Europas einen lebhaften Austausch von Modepuppen. Vor allem
die französischen Modelle (Mannequins) mit der neuesten
Kleider-Kollektionen aus Paris sind sehr gefragt.
Im 18. Jahrhundert wird die erste Automatenpuppe erfunden, die jedoch
nicht für das Kinderspiel, sondern für Erwachsene gedacht ist. 1823
wird eine Sprechpuppe von Johann Nepomuk Mälzel in Paris konstruiert,
die laut und deutlich „Mama“ und „Papa“ sagen kann .
Puppenköpfe bestehen aus Brot, Wachs, Papiermaché (ab 1820) oder
Mischmasse (ab 1870) sowie aus Celluloidköpfe (ab 1895) oder Porzellan.
Letztere werden seit ca. 1840 als glasiertes Porzellan, Biskuit (matt)
und Parian in Thüringen und in der Königlichen Porzellan Manufaktur
Berlin hergestellt.
Augen und Haare bestimmen den individuellen Ausdruck einer Puppe. Im
Laufe der Jahrzehnte werden neue verbesserte Augentypen erfunden: Von
gemalten, feststehenden Glas- über Schlafaugen, Schelmen-, Hohl- bis hin
zu Uhrwerk- und Reflexaugen mit beweglichen Pupillen. Die Entwicklung
in der Darstellung der Augenbrauen und Wimpern unterliegt stetigen
Neuerungen und Patentanmeldungen der Firmen, die um die Vorherrschaft in
der Puppenindustrie wetteifern. Auch die Frisuren spiegeln
die Trends der jeweiligen Epoche wider. Herrschergattinnen
wie Kaiserin Eugenie, oder Kaiserin Augusta Viktoria dienten häufig als
Vorbilder. Die Puppe, zunächst mit modellierten und gemalten Haaren,
bekommt mit der Zeit geleimte, geklebte oder tressierte Perücken. Diese
bestehen aus Mohair, echtem oder Kunsthaar.
Diese einmalige Präsentation ist ein lehrreiches wie kurzweiliges
Vergnügen für Jung und Alt. Ob Kindergarten oder Seniorengruppe, ob
Schüler oder Lehrer, ob Familien, Sammler oder Historiker – für alle ist
etwas dabei!
Geöffnet dienstags bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei
Sondertermine für Schulklassen, Tel. 030/609 79 23-0 (Kostenbeitrag 1 Euro pro Kind)