Samstag, 31. August 2013

Vierlande Mustertücher

Besonders begeistern mich die Vierländer Stickmustertücher.

Sie stellen im breiten Spektrum der unterschiedlichsten Stickmustertücher eine Besonderheit dar. Vierlande ist die Bezeichnung eines Landstrichs der Elbmarsch mit den Gemeinden Kirchwerder, Altengamme, Neuengamme und Curslack, der seit 1868 zu Hamburg gehört "In jenem Gebiet, (...) , ehrte man Traditionen, verzierte seinen wertvollen Besitz sorgfältig und stellte ihn an Höhepunkten dörflichen Lebens wie Taufe, Hochzeit, Begräbnis gerne zur Schau. Schon in jungen Jahren übten Mädchen mit schwarzer Seide oder Wolle Kreuzstichmuster für die Aussteuer. Als hauptsächlichste Motive fallen Rosettenkränze auf, sowie Lebensbäume, bekrönte Rauten, daneben einzelne Buchstaben."  (zitiert aus: Muster und Zeichen gestickt und gesammelt auf textilem Grund, VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen, 1996)
Besonders war tatsächlich, dass sie fast ausschließlich mit schwarzer Seide auf naturfarbenes Leinen gestickt wurden. Die Blütezeit war zwischen 1770 und 1870.
Sie haben einen außergewöhnlichen Reiz durch ihre Struktur, Dichte und graphische Prägnanz, die sie im besonderen Maße modern erscheinen lassen.

Die verwendeten Symbole in den Motiven haben alle eine Bedeutung.
Elfi Connemann, die Sammlerin und ehemalige Eigentümerin / Leiterin des Stickmustertuchmuseums in Celle, das nach der Übernahme durch die Stadt zu unserem größten Bedauern geschlossen wurde, hat sich um die Deutung der Symbole besonders gekümmert (Ein Vierländer Stickmustertuch von 1826, in Ornamente 2/94)



Die Rosette – der Kreis – gilt als universelles Symbol für Ganzheit, Unendlichkeit, Vollkommenheit und wird heute noch benutzt, im Ehering, Brautkranz, Beerdigungskranz.

Das Kreuz – die Achse in einer Rosette – steht für die „Achse der Welt", dem Sinnbild des Christentums, der Errettung der Menschheit.












Die Raute – einem auf einer Ecke stehenden Quadrat fehlt die Spitze – symbolisiert das weiblich-schöpferische Prinzip: die Geburt.





Sie ist auch als Vulvadarstellung das Lebenssymbol vieler Fruchtbarkeitsgöttinnen in der Volkskunst vieler Völker. Aus der „weiblichen Raute“ wird das „liebende Herz“.




















Das Lebensbaumsymbol steht in den Mythen verschiedener Länder













 für:
_  den „Wohnraum der Götter“
_  seine Früchte nähren Götter, verstorbene Könige und Selige und schenken Unsterblichkeit
_  „das Licht“, denn er steht am östlichen Ausgang der Welt – dort wo die Sonne aufgeht
_  „Gut und Böse“; die verbotenen Früchte vom „Baum der Erkenntnis“ hatten den Sündenfall zur Folge
_  das Totenreich – dem Land des Lebens nach mythischem Denken
_  die „göttliche Mutter“ als Lebensträger und –erneuerer



Auch heute noch ist die tiefere Bedeutung dieses Symbols in uns: Für Neugeborene wird ein Baum gepflanzt, die Eiche oder die Linde bildet die Mitte des Dorfes – der Tanz um den Maibaum, das Schmücken des Christbaums, die Trauerweide, der Freiheitsbaum. In vielen Fällen entspringt der Lebensbaum einer Vase oder Urne (Lebensbrunnen), manchmal auch einem Herzen, dem uralten Sinnbild für die Mutter Erde, begleitet von Vögeln und Hirschen als Sonnentieren.









Diverse kleinere Motive haben auch ihre Bedeutung:

_ einander zugewandte Vögel – Liebe
_ kleine Bäumchen – Lebensbaum
_ Engel – Totenengel, Totenvögel.























Die Namen der Stickerinnen wurden sehr oft nach den Anfangsbuchstaben der ersten beiden Silben abgekürzt, z.B.: Le-na Har-s: LNHS, Met-te Lüt-ten-see: MTLTS



Ganz selten wird das Rätsel auf dem Mustertuch selbst aufgelöst.

Mittwoch, 28. August 2013

Fortschritte




MLTMS, das neue Vierländer Stickmustertuch, macht Fortschritte. Aber es ist doch noch ein weiter Weg.

Der Weg ist das Ziel, das Motto der Stickerin.

Es macht erstaunlich großen Spaß, diese einfarbigen Muster - eins nach dem anderen - zu sticken. Ich springe so gerne zwischen den verschiedenen Mustern. Heute habe ich die untere rechte Ecke ausgezählt, dann kann ich auch unten ein bisschen sticken. Dieses Mustertuch hat einen umlaufend gestickten Rand, Borte wäre zuviel gesagt. Das kommt bei diesen Tüchern nicht so häufig vor. Die meisten sind rundum offen.




Dienstag, 27. August 2013

???



Wissen Sie, was das ist?





Es ist die alte Druckvorlage von Haandarbejdets Fremme für ein Stickmustertuch von Gerda Bengtsson.

Im letzten Jahr hat Herr Bahmann diese Platten auf der Nadel & Faden in Osnabrück angeboten und verkauft.








Montag, 26. August 2013

Sonntag, 25. August 2013

Mal was anderes

Mit diesen leckeren Hefeschnecken, gefüllt mit Marzipan und den ersten Pflaumen vom Markt, wünschen wir allen einen schönen Sonntag!


Samstag, 24. August 2013

Frisch eingetroffen

Frisch eingetroffen und wie immer perfekt gerahmt von der Firma Im Bilde/Michael Steinacker.

Und da liegen sie, die neuen Stickbilder in Reih und Glied auf meinem Esstisch!


Und hier noch einmal einzeln. Der Rahmen macht doch etwas aus. Das gestickte Bild wird deutlich aufgewertet und macht noch einmal einen ganz anderen Eindruck als ungerahmt.

 Den Anfang macht der "Traumfaden", der auch von vielen Kunden schon eifrig gestickt wird.

Dann folgen unsere Minimustertücher auf 12er, 14er und 16er Leinen im Kreuzstich und im Petit Point Stich, so dass man sich die Größenverhältnisse vorstellen kann.  

Den Abschluss macht das "Biedermeierliche". Diesmal in Petit Point auf 12er Leinen und ganz in Rot.

Freitag, 23. August 2013

vom Sticktreff


So, nach dieser stressigen Woche endlich der Bericht:

Am letzten Samstag hat der 1. Sticktreff bei AnnaGlückstoff stattgefunden.
Es war mehr ein Handarbeitstreff als ein reiner Sticktreff. Aber das macht ja nichts. Es hat viel Spaß gemacht, zusammen zu sitzen und zu handarbeiten. Wir waren zu sechst und hatten uns alle etwas mitgebracht.

5 Handarbeiterinnen und eine Vorleserin.









nicht zu vergessen:
Das Hühnchen aus Amrum war sozusagen auch mit von der Partie.









Eine Stickerin hatte eine Tischdecke rausgeholt, die doch auch mal endlich fertig werden sollte.

Ganz zarte Plattstiche in einem hellen Gelb - wunderschön.





Auch die Patchworkdecke für das Enkelkind sollte weitergedeihen. Stilisierte Tiermotive werden auf die einzelnen Quadrate apliziert, die dann zusammen genäht werden. Alles mit der Hand!









Witzig sind die bunten Macarons. Sie werden gehäkelt.

Die Vorlage und die bunten Baumwollknäuel sind von Katja, die auch einen schönen Blog hat:

http://www.versponnenes.blogspot.de/






Toll fand ich, dass sie garantiert keine Kalorien haben.









« Arc-en-ciel comestible ». Macarons de chez Ladurée,
à Paris (France), Foto: Sunny Ripert

Aber "echte" Macarons sind eine wahre Köstlichkeit.

Laut Wikipedia: Das Macaron (frz. Lehnwort, Pl. die Macarons) ist ein französisches Baisergebäck aus Mandelmehl, dessen Herkunft bis ins Mittelalter zurückreicht. In Frankreich werden viele Varianten von traditionellen Macarons gebacken, davon ist heute das bunte Macaron in Form einer kleinen Doppelscheibe um eine Cremeschicht am weitesten verbreitet. Die Baiserböden des Doppelkekses[2] werden aus Eiweiß, Puderzucker sowie sehr fein gemahlenen Mandeln zubereitet und mit bunten Lebensmittelextrakten gefärbt. Die Füllung dieses drei bis fünf Zentimeter großen Macarons besteht gewöhnlich aus Buttercreme, Ganache oder Konfitüre in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und wird zwischen zwei Macaronböden oder -deckeln mit einem Dressierbeutel aufgetragen.
Es gibt auch eine Makrönchen-Manufaktur:
http://www.makroenchen-manufaktur.de/



AnnaGlückstoff hat "Japanische Blumen" genäht. Sie kommen als Anhänger an die Reißverschlüsse ihrer Täschchen.






z.B. hier ....






Ich habe unverdrossen an dem neuen Vierlandetuch gestickt ...














Nicht ohne vorher mit dem gerade fertig gestickten
Blumenbarock 5 gehörig angegeben zu haben.








Besonders gefreut hat uns und ich glaube, ich kann für uns alle sprechen, dass die Vorleserin so ein interessantes Buch ausgesucht hat.
Von Rahel Varnhagen, Ingeborg Drewitz, Käthe Kollwitz hat man schon gehört.

Aber wer kennt Franziska Tiburtius? Sie lebte von 1843 bis 1927 und war - kurz vor 1900 - die erste in Berlin praktizierende Ärztin. In Berlin eröffnete Tiburtius mit ihrer Studienkollegin Emilie Lehmus eine eigene Praxis in der Alten Schönhauser Straße 23/24. Studiert hat sie in Zürich, in Deutschland durften Frauen im 19. Jahrhundert noch nicht studieren. Ihre Qualifikation wurde von den Herren der Schöpfung angezweifelt. Es kam sogar zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung über ihre Approbation, die sie gewann, sehr peinlich für den Widersacher.

Den Namen Hedwig Dohm (1833 - 1919) hat man auch schon gehört, wahrscheinlich im Zusammenhang mit Katia Mann, ihrer Enkelin. Aber was für eine scharfe Feder sie hatte. Oha! Sie schrieb Traktate, die es sich gewaschen hatten. Reden gehalten hat die schüchterne Frau nicht gerne. "In der ersten Hälfte der 1870er Jahre erschienen die ersten vier feministischen Bücher von Hedwig Dohm, in denen sie die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern forderte. Auch das Stimmrecht für Frauen forderte sie bereits 1873, als eine der ersten in Deutschland. Diese vier Essays machten sie mit einem Schlag berühmt, stießen aber auch auf heftige Kritik, nicht nur unter den „Herrenrechtlern“, sondern auch in den Reihen der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung, der Dohms radikale Thesen zu weit gingen. Die bürgerlichen Frauen konzentrierten sich auf die Forderung einer verbesserten Schulbildung für Mädchen und die Versorgung ledig gebliebener Mütter." (auch Wikipedia)

Solch revolutionäres Gedankengut hat unsere Stimmung noch verbessert, wenn das überhaupt möglich war.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Treff am 15. September. Wir werden nochmal daran erinnern.

Donnerstag, 22. August 2013

Termine, Termine

Schauen Sie in den nächsten Tagen immer mal wieder vorbei. Wir veröffentlichen so nach und nach die interessanten Termine für Herbst und Winter.

Den Anfang macht "De lütje Stuv" von Heike Götz, Ochsengasse 2 in 72351 Geislingen-Binsdorf, E-Mail: heike-götz@gmx.net!

Für alle, die im Süden wohnen oder sich mal ein paar Tage eine Auszeit nehmen wollen, bietet Heike Götz am 24.8. - 28.9 - 26.10 und 30.11.13 jeweils von 10:00 bis 17:00 Uhr einen Schnupperkurs rund um die gängigen Handarbeitstechniken an. Ob Ajour, Schwälmer, Hohlsaum oder Stricken bei Heike Götz werden Sie in gemütlicher Umgebung in diese Techniken eingeführt.
Die Kursgebühr für einen ganzen Tag beträgt 38,00 € (ohne Material). Im Preis enthalten sind Getränke, Kaffee und Gebäck sowie das Mittagessen. Die Teilnehmerzahl ist auf 6 Personen begrenzt, so dass jeder die Chance hat, seine Fragen loszuwerden!

Und hier können Sie schon mal einen Blick in die Räumlichkeiten der "Lütje Stuv" werfen:

 




Textiles wohin das Auge blickt in einem gemütlichen Ambiente, das vor allem durch die antiken Möbel besticht.

Mittwoch, 21. August 2013

Haben Sie diesen Hinweis auf unserer Homepage www.historischestickmuster.de 
schon entdeckt? Die Maßnahme ist als kleine Entschädigung für die ersatzlos gestrichene Messe "Nadel und Faden" gedacht:

Für alle, die unseren Stand in Osnabrück besuchen wollten und nun keine Gelegenheit haben, vor Ort Seidengarn, Stickvorlagen und Stickpackungen auszusuchen und zu erwerben, bieten wir bis zum 15. September 2013 portofreie Lieferung innerhalb Deutschlands unserer online oder telefonisch bestellten Produkte!

 Zu diesem Hinweis passen doch wunderbar die von Marie-Thérèse Saint-Aubin gestickten französischen Briefmarken. Das Foto stammt aus dem Buch: Nathalie Bresson, La Broderie au Point de Croix - Tradition hier Passion aujourd`hui.(Seite 78)
Wie immer hat Marie-Thérèse ganz besondere Ideen, die dann auch noch fantastisch umgesetzt werden! 


Dieses Foto (das ist ein Ausschnitt) haben wir im Februar auf der Messe in Paris bei Marie-Thérèse gemacht. Da sieht man im Detail, wie superfein die Bilder, die Briefmarken gestickt sind.

Dienstag, 20. August 2013

Ganz einfach und doch immer wieder schön, das klassische Schulstickmustertuch mit rotem Baumwollgarn auf weißem Grund gestickt. Diese Mustertücher wurden von noch recht jungen Mädchen gestickt. So einfach das Tuch auch erscheint, ob unsere heutigen Kinder dazu in der Lage wären? Ich bezweifel es!

Sonntag, 18. August 2013

Garten und Sticken


 Was ist schöner an einem Sonntag, als in Ruhe im Garten zu sitzen und zu sticken?


 Schöne Sitzplätze gibt es genug!



Nun fehlt nur noch ein florales Muster, um das Gartenglück perfekt zu machen.
Und hier ist es, harmoniert die Stickerei nicht wunderbar mit der Farbe der Rosen?


Freitag, 16. August 2013

Knopflehrgang



Zunächst einmal wird das ausgewählte Muster auf das Leinen gestickt, möglichst etwas größer als der  Knopfrohling.


Die Knopfpresse besitzt mehrere Schneidewerkzeuge, die in der Größe an unterschiedlich große Knopfrohlinge angepasst sind. Mit diesen Schneidewerkzeugen kann man das Gestickte in der gewünschten Größe ausstecken!


Hier sieht man die ausgestochenen Muster in drei verschiedenen Größen. Nicht immer gelingt es, genau mittig auszustechen. Aber diesen Mangel kann man beim Einlegen des Gestickten in die Knopfpresse noch korrigieren.

Dann wird das eigentliche Knopfwerkzeug zum Beziehen der Knöpfe eingesetzt.


Der fertig bezogene Knopf noch im Knopfwerkzeug. Und so sieht das endgültige Ergebnis in drei verschiedenen Größen aus. Alles ein Vorgang von wenigen Minuten. Die eigentliche Arbeit ist das Sticken!


Übrigens, diesmal haben wir mit DMC-Garn gestickt, das dieses Garn bis zu 95 Grad waschbar ist, bei Knöpfen nicht ganz unwichtig!